Zu dir rufe ich, Herr; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. Joel 1, 19,20
Es ist schon erstaunlich, dass der Prophet Joel diesen Spruch von 3.000 Jahren abgesondert hat. Aktueller kann er nicht sein. Der viel zitierte Satz “Die Kriege der Zukunft finden ums Wasser statt” gilt heute als eine Fehleinschätzung. Er stammt aus dem Jahr 1985. Es waren die Worte von Boutros Boutros-Ghali. Er war damals ägyptischer Diplomat und wurde später UN-Generalsekretär.
Wir erleben derzeit eine Trockenheit, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Verbunden mit riesigen Feuerstürmen. Das Feuer frisst das Gras der Steppe, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend nach Dir – denn die Bäche sind vertrocknet.
Nun ist Joel ein Prophet. Er sagt voraus. Aus der Frühzeit der Menschheitsgeschichte wissen wir, dass es Flutkatastrophen gab. So berichtet in der Noah-Geschichte aus dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Nun könnte man sagen: „Das gab‘s schon immer, dass das Wetter verrückt gespielt hat“ und sich im Fernsehsessel zurücklehnen. Man könnte sogar dem völlig ignoranten und durchgedrehten Donald Trump folgen, der die Klimakatastrophe – menschengemacht oder -beschleunigt – schlicht leugnet und die Vokabel aus dem offiziellen Vokabular der amerikanischen Geschichtsbücher streichen lässt.
Das ist allerdings eine Haltung, die eines Christenmenschen unwürdig ist. Wir haben einen klaren Auftrag von Gott selbst erhalten, dass wir die Erde bebauen und bewahren sollen. Jedes Lebewesen und auch die Pflanzen und damit das ökologische Gleichgewicht stehen unter Gottes Schutz und in unserem Mandat. Deshalb haben wir gar keine Wahl, wenn wir uns an seine Weisungen gebunden wissen. Unser Auftrag: Alles zu tun, was uns möglich ist, um die Versteppung zu stoppen, die Klima-Extreme aufzuhalten. Selbst wenn es uns Wohlstand kostet. Unsere Sicherheit ist dadurch ohnehin nicht nur in Gefahr, sondern bereits verloren. Es werden heute schon Kriege um Wasser geführt – und das wird zunehmen. Um das vorherzusagen, muss man kein Prophet sein. Aber man kann ein Prophetisches Buch der Norwegerin Maja Lund lesen: Die Geschichte des Wassers. Fesselnd, wissenschaftlich fundiert und angsteinflößend. Im besten Fall ein prophetischer Weckruf, wenn wir uns denn von Joel und Maja Lunde in Bewegung setzen lassen. Nach dem Hören bzw. Lesen kommt das Handeln.
Günter Mahler, Journalist und Pastor i.R.