Impuls August

Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Psalm 147,3

Liebe Gemeinde,

einmal nur nicht aufpasst und schon ist was kaputt. Die Tasse mit der Erinnerung aus dem letzten Urlaub, das tolle Kleid nach an einer Begegnung mit einem scharfen Gegenstand oder beim Ausparken aus der Parklücke nicht aufgepasst. Dabei braucht man nicht immer selbst schuld sein. Plötzlich funktioniert der alte Fernseher nicht mehr und das während der Fußball-EM. Zu allem Übel gibt dann noch die Waschmaschine den Geist auf und…

Manchmal kommt es dicke. Das erlebe ich immer wieder in meinem Leben. Je nach Wichtigkeit lohnt sich eine Reparatur oder man tauscht das kaputte Teil aus. Mit Sachen geht das.

Wenn das Herz gebrochen ist und die Seele Schmerzen hat, ist es nicht so einfach. Menschen fügen mir durch ihr Handeln oder ihr Reden Leid zu.  Manchmal kommt nach Jahren etwas hoch, das lange verborgen war. Die Verletzung von Herz und Seele ist nicht einfach zu reparieren. Und Austauschen geht schon gar nicht. Da sitze ich zu Hause und der Schmerz ist da und geht einfach nicht weg.

Wie gerne würde ich jetzt einen Schalter umlegen, alles ist wieder gut und die Sonne scheint wieder. Da helfen dann auch nicht die guten Ratschläge: Kopf hoch, alles wird wieder gut. Je nachdem sitzt der Schmerz so tief und lähmt mich, dass ich an fast nichts anderes denken kann.

Trotzdem will bei all dem Leid und der Zerbrechlichkeit Gott für uns da sein und unsere zerbrochenen Herzen heilen. Nicht irgendwann in der Ewigkeit, sondern hier auf Erden in meinem Alltag. Ein oder zweimal beten und alles ist gut – nein so einfach geht es nicht. Manchmal kommt es mir so vor, dass Gott trotz Gebeten unendlich weit weg ist. Vermutlich macht er gerade Urlaub in Australien. Dabei bräuchte ich ihn jetzt hier in Reutlingen.

Ja ich kenne die Bibelstellen, in denen Gott verspricht den glimmenden Docht nicht auszulöschen und das genknickte Rohr nicht abzubrechen. Aber hilft dieses Wissen in meiner aktuellen Herz-Schmerz-Lebenssituation?

In Japan gibt es eine Technik die „Kintsugi“ heißt. Wenn z. Bsp. eine Tasse kaputt geht, versucht man die Teile nicht so zusammenzusetzen, dass man gar nichts mehr sieht. Im Gegenteil „Kintsugi“ lässt die Bruchstellen hervortreten und dann wird der Klebstoff noch mit Gold veredelt, sodass sie gut sichtbar sind.

Die Bruchstellen meines Lebens, die mich ausmachen, werden nicht spurlos ausgelöscht. Sie werden stattdessen behutsam zusammengefügt von Gott und werden noch da sein, aber nicht mehr so schmerzen. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und manchmal viel Zeit und Trauer.

Die Bibel nennt das Versöhnung. Versöhnung mit anderen, aber auch Versöhnung mit mir selber. Durch Versöhnung werden Wunden geheilt und Schmerzen werden gestillt. Gott fügt behutsam zusammen, was zerbrach.

Eine Hoffnung für später für die Ewigkeit? Nein! Eine Verheißung für das Hier und Jetzt. Jesus hat gesagt: Das Reich Gottes hat schon mitten unter uns begonnen … und wächst weiter mit Macht. Das heißt schon jetzt und hier sollen unsere Tränen getrocknet werden mit Gottes Hilfe. Schon jetzt und hier ist Versöhnung möglich.

Ich weiß, das ist nicht so einfach zu glauben und zu begreifen. Manchmal dauert es und die Schmerzen brechen wieder auf und das Licht am Ende vom Tunnel ist so klein, dass es übersehen wird. Mein Leben hat viele Narben und Bruchstellen und längst ist nicht alles gut. Ich habe gerade einige Schmerzen, die mich traurig, hilflos und wütend machen.

Ich will trotzdem an dem Glauben festhalten, dass Gott die zerbrochenen Herzen heilt und die Wunden verbindet. Das wünsche ich euch auch!

Michael S.

 

Impuls Juli

“Du sollst der Menge nicht folgen zum Bösen.” (Ex 23,2 Elberfelder)

Eine Menge ist mächtig. Nicht erst seit den großen Massenhysterien des Nationalsozialismus ist klar: Eine Masse von Menschen hat eine gewaltige, mitreißende Anziehungskraft. Menschen fühlen sich gerne zugehörig. Einer Masse mit einem vermeintlichen Konsens kann der Einzelne sich nur schwer entziehen. Gerade heute gibt es mit den Sozialen Medien und unserer ausdifferenzierten Gesellschaft immer mehr sogenannte “Bubbles”, Filterblasen, wo wir in Gruppen unterwegs sind, die vor allem unsere eigenen Meinungen widerspiegeln. Das ist aber nur eine neue Episode eines alten Phänomens. Solche Gruppenphänomene haben positive Effekte: Es stärkt das Wir-Gefühl und lässt die Zusammenarbeit leichter fallen. Es gibt eine große Nähe und gute Gemeinschaft.

“Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, die das Böse will.” (BasisBibel)

In diesen Mengen kann es aber auch dazu kommen, dass sich Meinungen zu Urteilen verhärten, was als böse angesehen wird. Das Erlebnis, dass alle scheinbar dieselbe Meinung haben, senkt dabei die eigene kritische Urteilskraft und Empathie für Menschen außerhalb der Bubble. Deswegen ist es nötig, einen bewussten Umgang mit “der Menge” zu finden. Es ist heilsam mit Menschen und Meinungen außerhalb der eigenen ‘Bubble’ ins Gespräch zu kommen und anhand ihrer Perspektiven neu ‘das Böse’ erkennen zu lernen. Manche ‘Bubbles’ sind auch zutiefst unbewusst. Als weißer Mann muss ich z.B. Frauen und People of Colour zuhören, um einen Einblick in ihre Lebenswelt zu kriegen. Diese Perspektive bleibt mir sonst verborgen. Gerade der Kontakt mit Menschen, mit denen wir sonst keine Gemeinschaft pflegen, gerade das aktive und reflektierte Zuhören, gibt uns das Handwerkszeug nicht nur der Menge, sondern wirklich dem Guten zu folgen.

“Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.” (Luther 2017)

Wenn ich in einer Menge stehen bleibe, werde ich mitgerissen. Ich falle zurück in alte Routinen und Denkmuster. Das Fremde bleibt mir fremd. Es erfordert Kraft, Mut, Geduld und Zeit sich aktiv auf andere Menschen und ihre Perspektiven einzulassen und daraus zu lernen. Wenn wir uns passiv verhalten und keine Stellung für das Gute beziehen, dann besteht die Gefahr einfach der Menge zu folgen.

“Steh nicht hinter der Menge, die auf Böses aus ist.”

Ex 23,2 kann uns dazu aufrufen: Verstecke dich nicht hinter der Menge und Mehrheitsmeinung. Laufe nicht einfach mit, lass den Dingen nicht einfach ihren Lauf, sondern gestalte aktiv mit: Setze dich ein für die marginalisierten Gruppen der Gesellschaft, die in der Mehrheitsperspektive nicht vorkommen. Beziehe aktiv Position für das Gute, auch gegen den Strom.

 

Carl Heng Thay Buschmann

(Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Rektoratsassistent an der Theologischen Hochschule Elstal)

 

Impuls Mai

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.

Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. (1. Korinther 6,12)

 

„Alles ist mir erlaubt!“ Das wäre doch schon ein guter Monatsspruch gewesen, oder? Die christliche Freiheit auf den Punkt gebracht. Zur Unterstützung könnte man weitere Sätze dazustellen, die Paulus geschrieben hat. Der Gemeinde in Galatien ruft er zu: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1).

Freiheit ist ein hoher christlicher Wert. Dass wir an einen Gott glauben, der in die Freiheit führt, zeigt sich schon im Alten Testament: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ So stellt sich Gott in 2. Mose 20,2 vor. Aus der Knechtschaft in die Freiheit führt er, in ein gutes Land hinein – das hat Israel erlebt, so haben sie Gott kennen gelernt.

Diese Freiheit sehe ich bei Christen nicht immer. Allzu häufig verheddern wir uns in Regeln oder lassen uns von Ängsten bestimmen. Für mich war es ein wichtiger Prozess, die Freiheit Gottes zu entdecken. Sie war nicht einfach „da“. Aber immer wieder habe ich erlebt, dass Gott mir Freiheit und Raum zur Entfaltung zuspricht. Mich herausführt aus mancher Enge in seinen weiten Raum.

Die doppelte Aussage „Alles ist mir erlaubt“ ist also nicht nur der Auftakt für das „Aber“, das folgt. Auch wenn Paulus hier vielleicht einen Satz zitiert, den die Korinther gerne vor sich hertrugen, lehnt er ihn nicht einfach ab. Er stellt nur etwas daneben.

Wie übrigens auch Gott in 2. Mose 20: Auf die Erinnerung an die Befreiung folgen die zehn Gebote. Es sind Leitlinien für einen klugen Gebrauch der Freiheit. So ähnlich macht das Paulus hier. Nur zitiert er nicht göttliche Gebote, sondern wendet sich an die Vernunft. Es sind zwei einfache Faustregeln, mit denen er die Grenzen der eigenen Freiheit ausmisst: Nicht alles dient zum Guten – nichts soll Macht haben über mich.

Der erste Satz klingt im Griechischen weniger moralisch als in der Lutherübersetzung: Nicht alles ist hilfreich, zuträglich, sagt Paulus schlicht. Und der zweite Aspekt weist auf die Gefahr, wie leicht absolute Freiheit in neue Abhängigkeit führt. Wer keinerlei Einschränkungen bei der Handynutzung kennt, kann bald nicht mehr ohne den Kick der kleinen Ablenkungen. Alkohol und gutes Essen können fröhliche Genussmittel sein, mich aber auch in Abhängigkeit und Unglück stürzen. Paulus bezieht seine Faustregeln im Folgenden auf den Gang zu Prostituierten, der in der Hafenstadt Korinth weit verbreitet war. Denkt darüber nach, was ihr da tut, sagt Paulus. Sex ist mehr als Triebbefriedigung, da entsteht eine tiefere Verbindung. Seid ihr euch bewusst, was eure Taten für Folgen haben?

Ich finde diese schlichten Faustregeln immer noch hilfreich. Sie nehmen mich als handelnde Person ernst, sie weisen darauf, dass mein Tun Gewicht hat. Es ist nicht „eh egal“, was ich mache. Ich will mich nicht in Abhängigkeiten ergeben, oder das heute Übliche einfach mitmachen. Ich will ernstnehmen, was ich tue. Will ich das wirklich? Ist es meinem Leben zuträglich? Natürlich kann man auch auf der anderen Seite herunterfallen – Selbstkontrolle kann eine Sucht sein, Selbstdisziplin zur Selbstverknechtung werden. Wie also bewahre ich die Freiheit, zu der mich Christus befreit hat? Wo brauche ich Hilfe beim Freiwerden, weil ich mich zu tief in Abhängigkeiten verstrickt habe?

Hier spricht Paulus nur von den Folgen für das eigene Leben, den eigenen Körper. Später führt er die „Alles ist mir erlaubt“-Reihe weiter und weist auch auf die Folgen für andere. In 1. Korinther 10,23f. schreibt er: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist zuträglich. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Niemand suche das Seine, sondern jeder das des anderen!“

Das „Aber“ ist kein Rückfall in Enge und Ängstlichkeit. Im Gegenteil: Wer frei ist, mündig, dem wird auch die Verantwortung zugetraut, klug mit dieser Freiheit umzugehen. Die Folgen für sich und andere im Blick zu haben. So kommen wir immer mehr in die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ (Römer 8,21) hinein.

 

Prof. Dr. Deborah Storek

(Theologische Hochschule Elstal)

 

Impuls April

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“.

Petrus 3, 15

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Von der Übersetzung her klingt das für mich sehr juristisch. Mit meinen Worten möchte ich formulieren:

Seid bereit, dem zu antworten, der euch fragt nach der Hoffnung, die in euch lebt.

Zu Beginn des Petrus-Briefes lobt der Schreiber Gott für Seine Barmherzigkeit.

In der Person Jesu Christi hat Gott, der Ewige, die Schuld der Menschen, das Leiden und den Tod in sich aufgenommen und durchschritten zum Leben hin. Durch Seinen Tod und Seine Auferstehung nimmt Er uns Menschen mit hinein in dieses Leben. Er macht sich mit uns eins und  i s t  die Versöhnung. So wird er unsere Mitte. Und Er ist gegenwärtig in allem. Er, als das Leben, hat das letzte Wort. Und nicht der Tod, die Sinnlosigkeit, Resignation, Schuld oder eine Ideologie. Aber auch nicht der  Erfolg, Lob oder Kritik.

Wir sollen leben und dieses Leben ist mit Seiner Gegenwart jetzt schon da. Ja, Jesus, den Versöhner, will ich in allen Dingen glauben (z. B. in der Geschichte, Wissenschaft etc.) und mit Ihm, durch alles hindurch, das Leben entdecken.

Gottes Geist schenkt eine Faszination für Jesus, die ich Euch wünsche. Sie macht froh und voller Hoffnung, und es ist allein Sein Werk, wenn der Mensch sich vom Bösen (Zerstörerischen) abwendet zum Guten (Gott) hin.

Jesus ist die Mitte ( biblisch: Herz) allen Lebens. Wenn Er in unserem Herzen Raum nimmt, dann erfüllt sich folgende Redewendung:

„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“.

 

Es grüßt Euch

Evelyn H.

 

Impuls März

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier! (Markus 16, Vers 6)

Wie viele Male habe ich schon von diesem wahren Geschehen gehört? Mit Sicherheit mehr als mein Lebensalter ausmacht. Aber ich kenne die Fortsetzung! Was ist die Faszination dieses einen Satzes? Wohin nimmt dieser mich mit?  Auch die Frauen, zu denen dieses: entsetzt euch nicht… gesagt ist, haben wohl gehört, dass Jesus selber gesagt hat (Markus 8,31 – 10,34) dass ER nicht tot bliebe, sondern auferstehen würde. Was das bedeutet, war bar jeglicher Erfahrung. Das Entsetzen über die Heiligkeit dieses Augenblickes macht sie handlungsunfähig. Ein Jüngling sitzt da im leeren Grab und dieser spricht sie an. Seltsam genug. Aber der, den sie salben wollen, der fehlt. Weshalb möchte der Auftraggeber des Satzes (Gott in Christus Jesus – selber) nicht, dass die drei Frauen sich erschüttert zeigen? Bei anderen Übersetzern steht: fürchtet euch nicht.  Nun, Gott ist und bleibt der Gott der Hoffnung und der Wahrheit. Was ER beschlossen hat, wird sein. Und davon ist für die, denen das Wort gesagt ist, nichts zum Fürchten. Nein, es ist die Hoffnung schlechthin.

Aber ihnen fehlt doch die Erkenntnis!

Und dann noch dieser Auftrag, das, was erlebt ist, weiterzusagen. Als wahr zu bezeugen. Und das besonders dem Petrus mitzuteilen. Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es gesagt hat.

Der Aufruf, ohne Entsetzen zu bleiben, verfliegt. Das Entsetzen hat begonnen. Und sie verschweigen das Erlebte. Unmöglich, den Auferstandenen zu glauben, unmöglich, das auch noch zu bezeugen bevor   sie IHN selber erlebt, gesehen haben. Aber es muss bekannt werden. Denn ohne diese ohnmächtig machende Wahrheit gibt es kein ewiges Sein/Leben.

Bis in unsere Tage werden wir Erkenntnis als Geschenk annehmen müssen: ja ER lebt! In Ewigkeit.

Das macht angstfrei. Bestürzung weicht.

„Blackbird singing in the dead of night“  ist ein Mutmach-Song von Paul McCartney.  Mitten in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den USA 1968. Es ist Frühjahr. Er lehnt sich da in der Komposition an Johann Sebastian Bach‘s Suite an. Aber der Text lädt die Amsel ein, mitten im Unfertigen zu singen. Hört euch dies Lied einfach mal an. Es berührt.

In unseren Tagen, wo zu viel an Unruhe Stiftendem gesagt wird, da verlasse ich mich auf Jesu Worte!! Entsetzt euch nicht! …. IHR werdet  IHN sehen!!!

Zu glauben, dass etwas wahr ist, wovon mir der allein wahre Gott Kunde gegeben hat, ist Gnade! Und es ist Vorrecht, die Fortsetzung des Erzählten zu kennen. Ja, wahrhaftig! In Dir und mir lebt – unsichtbar? – Jesus! ER macht sich selber sichtbar – aus Dir heraus – wenn Du ihn angenommen hast.

Zeit der Freude wünsche ich uns in der Passionszeit

Wir leben die Hoffnung!!

Regina W.

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