Apostelgeschichte 5,29 …man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen…

Das war die Antwort von Petrus auf die Vorwürfe der Hohenpriester, die den Aposteln befohlen hatten, nicht mehr von Jesus zu berichten. Petrus und seine Freunde waren der Anordnung nicht gefolgt und wurden den Hohenpriestern vorgeführt.

Was fällt Dir ein bei dem Wort „gehorchen“? Mir fiel zuerst ein erhobener Zeigefinger ein: das darfst Du nicht, das tut man nicht, so ist man nicht.

Gehorchen verbinden wir meist mit der kindlichen Erfahrung, dass ein Erwachsener uns etwas sagt und wir müssen es tun – ob es uns gefällt oder nicht. Tun wir es nicht, werden wir bestraft oder erfahren Liebesentzug (dann mag dich Papa, Oma, Onkel… nicht mehr). Kinder erleben die Erwachsenen als mächtig. Das Kind ist den Erwachsenen ausgeliefert und erlebt sich als ohnmächtig. Das Kind erlebt: ich kann nichts machen. Ich muss gehorchen, sonst erfahre ich Ablehnung, Strafe, werde ausgegrenzt. Ein Kind lernt sich anzupassen oder es geht in Abwehr und Opposition.

Ich denke an ein Erleben in meinem ersten Jahr als Lehrerin in einer Dorfschule. Ich hatte 39 Zweitklässler zu unterrichten. Wenn ich morgens den Unterricht beginnen wollte, musste ich vier Schüler immer erst aus dem Schrank, unter dem Pult… irgendwoher zitieren und an ihren Platz setzen. Sie wollten nicht das tun, was ich wollte. Sie wollten nicht gehorchen.

An einem Nachmittag klingelte es an meiner Tür. Die vier Kadetten standen vor mir. „Wir wollen sehen wo du wohnst“. Sie stürmten in meine Wohnung. Wir machten Spiele, es gab Kaba, und sie fragten: „warum bist du in der Schule nicht so“… Es entspann sich ein gutes Gespräch. Der Machtkampf war beendet.

Nicht, dass ab da alles nur einfach war. Aber es war ein Boden des Vertrauens entstanden. Die Kinder merkten, dass sie gehört werden und ernst genommen wurden. Vielleicht hatten sie gespürt, dass ich nicht „gegen“ sie bin. Nur wer erfahren hat, dass er gehört wird, kann hören.

Was heißt das nun: Gott gehorchen? Gott m e h r gehorchen als den Menschen. Was steht diesem Gehorsam im Weg? Welcher Stimme gehorchen wir?

Gott gehorchen hat zuerst etwas mit h ö r e n zu tun. Unser Gott ist ein Gott, der uns hört. Weil er uns liebt, nimmt er uns ernst. Er hört uns zu und antwortet. Er tritt mit uns in Beziehung. Er erteilt keine Befehle. Viele Menschen haben das in ihrer Kindheit nicht erlebt, dass sie gehört wurden, dass sie gefragt wurden, dass sie mit ihren Wünschen ernst genommen wurden. Das macht es schwer sich vorzustellen, dass Gott uns hört. Und es macht dann Angst sich auf Gott einzulassen, denn: der sagt mir ja auch nur, was ich zu tun und zu lassen habe. Gott aber tritt zu uns in Beziehung. Er will mit uns ins Gespräch kommen. Er hat die Größe uns zu fragen: was willst DU?

Jesus hat Petrus nach der Auferstehung nur eine Frage gestellt: hast Du mich lieb? Und Petrus sagte: Ja.

Das war der „Boden“, der es Petrus und den anderen Jüngern möglich machte, Jesus zu hören und zu tun, worum er sie gebeten hatte. Sie hatten Jesu Liebe erfahren. Und sie liebten und achteten ihn.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, sagen die Apostel in unserer Geschichte. Sie hatten es von Gott gehört, dass sie von Jesus erzählen sollten. Und sie taten es. Vieles sprach dagegen: es konnte sie das Leben kosten. Was sollten sie vor dem Hohen Rat sagen?  Sie waren doch nicht redegewandt. Sie würden ja doch nicht gehört werden…

Aber sie wussten ich ihrem Herzen: Gott hatte gesagt: erzählt von Jesus. Und das galt – allen inneren Bedenken zum Trotz.

Wenn wir mit Jesus leben, kennen wir diese „innere Stimme“, die uns Impulse gibt – in großen und kleinen Entscheidungen. Aber meist kommen sofort die Bedenken. Unser Kopf sagt: das geht doch nicht. Das kann ich nicht machen. Was denken dann die anderen. Ich kann das nicht. Andere können das viel besser. Ich habe dafür keine Zeit… Die Bedenken haben Macht und hindern uns daran das zu tun, was wir im Herzen eigentlich gehört haben. Oft sind es Sätze, die wir von Kindheit an gehört und geglaubt haben, die uns aber hindern Gottes Stimme zu trauen. Gott macht uns Mut IHM mehr zu vertrauen als unseren alten Ängsten.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ heißt: ich traue der Stimme Gottes in mir mehr als den Bedenken, die ich in mir höre oder die andere äußern – und handle danach. Wir können dabei erfahren, dass Gott mit uns ist. Und dass wir seinem Reden in uns trauen können.

Christiane Sigg