„Ihr sät viel und bringt wenig ein, ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und werdet doch nicht betrunken; ihr kleidet euch und könnt euch doch nicht wärmen und wer Geld verdient, der legt es in einen löchrigen Beutel.“

Am Ende des vorausgehenden Kapitels hatte Gott durch den Propheten Zephanja sich als König und Herr Israels vorgestellt, der die Strafe von Zion wegnimmt, rettet und Frieden schenkt. So sollen sie sich nicht mehr fürchten vor Unglück und ihre Hände nicht erschlaffen lassen, denn ER, ihr Herr, ist bei ihnen, der sich über SEIN Volk freut und es liebt!

Der Prophet Haggai gehörte zu den ersten Rückkehrern aus Babylonien. Er tritt 520 vor Chr. in Jerusalem auf und mahnt zur Wiederaufnahme des Tempelbaus. Er erwartet mit dem Volk einen von Gott gegebenen Neuanfang. Der Grundstein des Tempels war 536 vor Chr. gelegt aber danach wird die Erwartung des glänzenden Neuanfanges nicht erfüllt….. Im mühsamen, ärmlichen Alltag wird der Tempelbau eingestellt.

Unser Vers 6 ist „eingerahmt“ von der zweimaligen Aufforderung: „So sagt der Herr: Achtet auf eure Wege!“ Gemeint ist der Weg in der Nachfolge Gottes, wo sein Geist und Wort leitet und nicht das Gehen auf eigenen Wegen.

Hier wird die vergebliche Mühe um ein vordergründig gutes Leben geschildert und des Volkes enttäuschte Erwartungen in Gottes Verheißungen aufgezeigt, so dass sie nicht mehr auf Gott warten. Sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und ziehen es dem Tempelbau vor. Das heißt, sie sehen nur was vor Augen ist. Nun fordert Haggai dazu auf, den Tempel weiterzubauen. Er zieht eine andere Konsequenz, aus der schwierigen Lage, als das Volk. Er hat eine andere Antwort auf die entscheidende Frage bekommen:

Wie erfüllt Gott denn SEINE Verheißungen?

Jedenfalls nie so, dass der Mensch seinen Glauben an Gott aufgeben könnte. Eine Verheißung Gottes fordert immer den Glauben an Gott und SEINE Treue. Fehlt dieser Glaube, erfährt der Mensch keine Erfüllung der Verheißung.

Nun wird die Erschütterung des Perserreiches vom Volk als Untergang ihrer letzten erhofften Sicherheit gesehen, aber der glaubende Prophet sieht dies als den Beginn des Handelns Gottes. Nicht die Perser, nicht das eigene Geld, die Mühe der Selbstversorgung auf Kosten des Sabbats schützt oder erfüllt Gottes Verheißungen. Das Volk, das so handelt, hat vielleicht vernünftig gerechnet und gedacht, auch zweckvoll gehandelt aber Gottes Treue nicht mehr geglaubt. ER, Gott selbst, vollbringt die Erfüllung dessen, was ER versprochen hat!

Da Gott nicht gesehen werden kann, ist auch die Erfüllung Gottes nicht zu sehen. Der Mensch will sie aber sehen und so begnügt er sich mit Vorläufigem. Die Erfüllung können wir nur glaubend erfahren. Zum Beispiel die Gegenwart Gottes in Seinem Volk, dargestellt im Alten Testament durch den Tempel. Wer die Treue Gottes glaubt, verlässt sich auf nichts so, wie auf Gottes Verheißungen und erfährt sie.

Die Erfüllung von Gottes Verheißungen gibt ER selbst mit einem Wort – Jesus – . Dieses Wort konnte man nicht glauben. Man wollte die Erfüllung sehen und so wurde die Erfüllung verpasst. Jesus, der den Tempel abbrechen und neu bauen sollte, wurde gekreuzigt. Der Tempel wurde 515 vor Chr. geweiht und von Herodes erweitert und im Jahr 70 nach Chr. von den Römern niedergebrannt. Von der Erfüllung der Verheißung war nichts mehr zu sehen.

Längst hatte Gott aber SEIN Wort gehalten und die Ihm glaubten, haben es erfahren (Lk. 2, 29 – 32). Jesus war gekommen und mit Ihm die Herrlichkeit Gottes und der Friede. Am Kreuz von Golgatha, in der Nähe des alten Tempels, da hat Gott in Jesus SEINE Verheißung selbst vollbracht.

Das Rechnen sieht es nicht aber der Glaube erfährt es.

Ich wünsche uns allen den Segen  Gottes!

Evelyn Hildebrandt