Impuls Oktober

Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Klagelieder 3, 22-23

Liebe Geschwister!

Liest man das Kapitel 3 der „Klagelieder“, dann versteht man, warum der Text „Klagelieder“ heißt. Der Schreiber hat allen Grund zum Klagen! Es geht ihm schrecklich und Gott lässt das zu…

Hast Du – liebe Schwester, lieber Bruder, nicht auch oft Grund zum Klagen?! Dann klage bitte!

Der Dichter dieser Klage – zunächst muss alles Negative aus ihm raus – erinnert sich dann aber an noch eine andere Wirklichkeit in seinem Leben! Von diesem Punkt nun fällt Licht in das Dunkel seiner Worte und gibt ihm Mut und Hoffnung! Das erwähnt er mit aller Dankbarkeit: Es ist gar keine neue Erkenntnis, auf die er seine Hoffnung gründet, sondern etwas, was ihm mitten im Klagen wieder einfällt, also etwas, was ihm vorher schon bekannt ist und nur durch die Erfahrung des Gotteszornes überschattet war, aber seine Gültigkeit trotzdem nicht eingebüßt hat.

Hier wechselt der Schreiber von der Erzählform in die Gebetsform und er hat darin die doppelte Blickrichtung eingenommen, in der der persönliche Gedanke als Grund und die „Verkündigung“ für die Gemeinde als Ziel der Aussage zusammengefasst sind. Der Inhalt ist eine Wiederholung der fundamentalen Sätze der Uroffenbarung JAHWES am Sinai, was auch eine Parallele in den Psalmen hat -> Psalm 86, 15; 103, 8; 111, 4; 145, 8! Die grundlegenden Zusagen werden hier aufgegriffen, aus 2. Mose 34, 6, und in ihrer unzerbrechlichen Geltung für die Gegenwart bestätigt. Die Gnade JAHWES ist nicht zu Ende, SEINE liebende Zuwendung zu Dir ist! ER – GOTT – leidet mit, daraus fließt SEIN Erbarmen in Dein und mein Leben!!!

Das hört auch in SEINEM Gericht nicht auf! Er ist und bleibt lebendige Wirklichkeit!!! Darin zeigt sich die Größe SEINER Treue. Darauf kannst du dich verlassen. In Gottes Handeln verwirklicht SICH SEIN Wesen: für Dich liebend da zu sein! Die Verse 22 und 23 bilden als Darstellung SEINES Wesens den Mittelpunkt und Höhepunkt des Kapitels. Das Erbarmen Gottes, SEINE Güte und Treue hat der Schreiber in seiner Anfechtung erfahren, und DU darfst es auch erfahren.

„Mein Teil ist JAHWE“ – also der Gott, der da ist, so schreibt der Dichter.

In dieser Heilserfahrung hat er in seinem angefochtenen Glauben wieder festen Grund gefunden, und der bleibt!

Bitte das ganze Kapitel 3 lesen; und dann die Verse 22 und 23 besonders!

Euer Bruder Gerhard H.

 

Impuls November

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.

(2. Petrus 3,13)

„Gerechtigkeit“  – Ich sehne mich danach

„Gerechtigkeit“  – Wir sehnen uns danach

„Weder der Abendstern noch der Morgenstern sind so wundervoll wie die Gerechtigkeit“ (Aristoteles)

Aber schon wenn nur zwei Leute oder auch zwei Geschwister aus unserer Gemeinde beschreiben, glauben und leben was Gerechtigkeit für sie ist, liegen die Vorstellungen, der Glaube und das Leben  weit auseinander.

Wie gut ist es da im Gesetz eine Richtschnur für Gerechtigkeit zu finden. Wie gut ist es, wenn jeder durch eine Justiz diese Richtschnur für sich  beanspruchen kann, und wenn nötig auch vor einem Gericht einklagen kann.

Das Grundgesetz unseres Landes ist ein Beispiel dafür: (Auszug)

(1)Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Auch die Bibel preist die Gerechtigkeit. Denn durch Gesetz und Gerechtigkeit werden die Lebensverhältnisse so geordnet, dass alle in diese Verhältnisse einbezogenen Personen zu ihrem Recht kommen, ohne es sich selber – in der Regel auf Kosten der Rechte der anderen – nehmen zu müssen. Wo Gerechtigkeit herrscht entsteht Frieden, Schalom.

Das Gegenteil tritt hingegen ein, wenn die grundlegenden Lebensverhältnisse, statt einander gegenseitig zu begünstigen, miteinander konkurrieren und einander zu schädigen beginnen – bis hin zu gegenseitiger Zerstörung. Und das geschieht, wenn der Mensch sein Verhältnis zu sich selbst so realisiert, dass es zu rücksichtsloser Selbstverwirklichung kommt. Dann wird die Beziehung zu Gott der eigenen Selbstverwirklichung untergeordnet oder gar geopfert. Dann werden Götzen angebetet, die deshalb Götzen sind, weil der Mensch sie zu seinem eigen Vorteil gebrauchen, benutzen kann und gerade dadurch, dass er sie für seine eigenen Zwecke benutzt, von ihnen wie ein Süchtiger abhängig wird. Götzen sind niemals um ihrer selbst willen interessant. Gott ist um seiner selbst willen interessant. Wo er nicht mehr ist, da beginnt der Götzendienst., der nur ein Instrument rücksichtsloser menschlicher Selbstverwirklichung ist.

Gerechtigkeit ist:

– Der Mensch ist sich gut

– Der Mensch ist dem anderen Menschen gut

– Der Mensch lebt von Gottes Gesetzen, die wiederum bewirken sollen, dass er sich selbst und anderen gut ist.

Aber ist es das worauf Petrus wartet??

Und –

Eine Welt, die so aussieht, die so gerecht ist, ist eben nicht unsere aktuelle Situation.

Grundrechte werden beschnitten, Autokraten regieren und werden gewählt. Völker werden überfallen. Menschenrechte werden mit Füssen getreten. Menschen werden ausgegrenzt, gefangengenommen, gefoltert. Menschen sterben auf der Flucht. Kinder werden misshandelt. Menschen verhungern.    —-   Wahrheit wird verdreht.  Auch in unserem Land. Macht rückt an die erste Stelle.  Mir macht das Angst.

Bei Hitlers brennt noch Licht

Es ist nie ganz erloschen,

nur eine kurze ruhige Zeit war`s Fenster fest verschlossen.

Nur ab und zu, ganz schüchtern fast, kaum hörbar, ein Gewisper…..

Man nahm`s kaum wahr und dachte sich:“ was soll`s? Da ist noch Licht an.“

Bei Hitlers brennt noch Licht.- Jetzt treten sie ans Fenster.

Jetzt sieht man sie, jetzt hört man sie… Das sind keine Gespenster.

Ganz stolz und lautstark stehn sie da, entzünden und krakeelen.

Und ihre Drohung ist ganz klar: „wir gehen wieder wählen.“

Bei Hitlers brennt noch Licht.

Vernunft wo bist du? Wo?

Komm raus und hilf – und schalt es aus

……sonst brennt es lichterloh  

(Simon Pearce)

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.

Das neue Testament allerdings spricht von einer anderen Gerechtigkeit. Im neuen Himmel und auf einer neuen Erde  wohnt Gottes Gerechtigkeit. Und sie hat in Jesus Christus, Gottes Sohn schon ihren Anfang genommen.

– Das Evangelium ist der Ort der Offenbarung dieser Gottesgerechtigkeit.

Luthers Entdeckung, das Gottes Gerechtigkeit nicht die gesetzliche Gerechtigkeit ist, in der Gott jedem das Seine gibt, sondern die Gerechtigkeit Gottes ist das Evangelium (die frohe Botschaft) vom Leben und Sterben seines Sohnes, die „frohe Botschaft vom Kreuz“- Es ist das Evangelium von der Gerechtsprechung des ungerechten Menschen.                         Die Gerechtigkeit

Gottes ist die Gerechtigkeit, durch welche Gott aus Gottlosen Gerechte macht. Gott ist gerecht, indem er gerecht macht.

Davon lebt Petrus

Davon lebe ich.

Gerechtigkeit Gottes – seine Rechtfertigung ist es, wovon ich lebe.

 

Seine Rechtfertigung ist ein Geschehen, in dem sich ein Wechsel vom Tod zum Leben ereignet. Es ist der Anfang, um den es bei jeder Geburt geht, von uns selber nicht machbar. Geboren werden ist ebenso wie von den Toten auferweckt werden ein Vorgang, an dem der Mensch selber nur unter Ausschluss aller eigenen Aktivität beteiligt ist. Man kann sich nicht selbst ins Leben rufen. Man kann sich nicht selber erzeugen.

Der Glaube ist die Einkehr des Menschen in diesen neuen Anfang. Und unser Dank ist die Antwort darauf.

Diese Hoffnung gibt der menschlichen Sorge um irdische Gerechtigkeit eine den Zwang, herrschen und richten zu müssen, erträglich machende Verheißung. Wer aus dieser Gerechtigkeit Gottes lebt wird gerade im Blick auf die irdischen Belange nicht aufhören zu beten: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Aus der Erhörung dieser Bitte gewinnen die gerechtfertigten Sünder auch immer wieder die Freiheit, aller Enttäuschungen und Resignation zum Trotz mit solchem Tun für Gerechtigkeit immer wieder anzufangen. Vor allem aber: in der Bitte um Vergebung unserer Schuld vertrauen wir uns der uns gerecht machenden Gerechtigkeit Gottes an, die nun wirklich wunderbarer ist als der Abendstern und der Morgenstern. Ist sie doch, um im Bild zu bleiben, die alle Sterne überstrahlende Sonne der Gerechtigkeit.  

(viele dieser Gedanken verdanke ich Professor Eberhard Jüngel und meinem Freund Gerhard Hildebrandt)

Achim E.

 

Impuls August

Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Psalm 147,3

Liebe Gemeinde,

einmal nur nicht aufpasst und schon ist was kaputt. Die Tasse mit der Erinnerung aus dem letzten Urlaub, das tolle Kleid nach an einer Begegnung mit einem scharfen Gegenstand oder beim Ausparken aus der Parklücke nicht aufgepasst. Dabei braucht man nicht immer selbst schuld sein. Plötzlich funktioniert der alte Fernseher nicht mehr und das während der Fußball-EM. Zu allem Übel gibt dann noch die Waschmaschine den Geist auf und…

Manchmal kommt es dicke. Das erlebe ich immer wieder in meinem Leben. Je nach Wichtigkeit lohnt sich eine Reparatur oder man tauscht das kaputte Teil aus. Mit Sachen geht das.

Wenn das Herz gebrochen ist und die Seele Schmerzen hat, ist es nicht so einfach. Menschen fügen mir durch ihr Handeln oder ihr Reden Leid zu.  Manchmal kommt nach Jahren etwas hoch, das lange verborgen war. Die Verletzung von Herz und Seele ist nicht einfach zu reparieren. Und Austauschen geht schon gar nicht. Da sitze ich zu Hause und der Schmerz ist da und geht einfach nicht weg.

Wie gerne würde ich jetzt einen Schalter umlegen, alles ist wieder gut und die Sonne scheint wieder. Da helfen dann auch nicht die guten Ratschläge: Kopf hoch, alles wird wieder gut. Je nachdem sitzt der Schmerz so tief und lähmt mich, dass ich an fast nichts anderes denken kann.

Trotzdem will bei all dem Leid und der Zerbrechlichkeit Gott für uns da sein und unsere zerbrochenen Herzen heilen. Nicht irgendwann in der Ewigkeit, sondern hier auf Erden in meinem Alltag. Ein oder zweimal beten und alles ist gut – nein so einfach geht es nicht. Manchmal kommt es mir so vor, dass Gott trotz Gebeten unendlich weit weg ist. Vermutlich macht er gerade Urlaub in Australien. Dabei bräuchte ich ihn jetzt hier in Reutlingen.

Ja ich kenne die Bibelstellen, in denen Gott verspricht den glimmenden Docht nicht auszulöschen und das genknickte Rohr nicht abzubrechen. Aber hilft dieses Wissen in meiner aktuellen Herz-Schmerz-Lebenssituation?

In Japan gibt es eine Technik die „Kintsugi“ heißt. Wenn z. Bsp. eine Tasse kaputt geht, versucht man die Teile nicht so zusammenzusetzen, dass man gar nichts mehr sieht. Im Gegenteil „Kintsugi“ lässt die Bruchstellen hervortreten und dann wird der Klebstoff noch mit Gold veredelt, sodass sie gut sichtbar sind.

Die Bruchstellen meines Lebens, die mich ausmachen, werden nicht spurlos ausgelöscht. Sie werden stattdessen behutsam zusammengefügt von Gott und werden noch da sein, aber nicht mehr so schmerzen. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und manchmal viel Zeit und Trauer.

Die Bibel nennt das Versöhnung. Versöhnung mit anderen, aber auch Versöhnung mit mir selber. Durch Versöhnung werden Wunden geheilt und Schmerzen werden gestillt. Gott fügt behutsam zusammen, was zerbrach.

Eine Hoffnung für später für die Ewigkeit? Nein! Eine Verheißung für das Hier und Jetzt. Jesus hat gesagt: Das Reich Gottes hat schon mitten unter uns begonnen … und wächst weiter mit Macht. Das heißt schon jetzt und hier sollen unsere Tränen getrocknet werden mit Gottes Hilfe. Schon jetzt und hier ist Versöhnung möglich.

Ich weiß, das ist nicht so einfach zu glauben und zu begreifen. Manchmal dauert es und die Schmerzen brechen wieder auf und das Licht am Ende vom Tunnel ist so klein, dass es übersehen wird. Mein Leben hat viele Narben und Bruchstellen und längst ist nicht alles gut. Ich habe gerade einige Schmerzen, die mich traurig, hilflos und wütend machen.

Ich will trotzdem an dem Glauben festhalten, dass Gott die zerbrochenen Herzen heilt und die Wunden verbindet. Das wünsche ich euch auch!

Michael S.

 

Impuls Juli

“Du sollst der Menge nicht folgen zum Bösen.” (Ex 23,2 Elberfelder)

Eine Menge ist mächtig. Nicht erst seit den großen Massenhysterien des Nationalsozialismus ist klar: Eine Masse von Menschen hat eine gewaltige, mitreißende Anziehungskraft. Menschen fühlen sich gerne zugehörig. Einer Masse mit einem vermeintlichen Konsens kann der Einzelne sich nur schwer entziehen. Gerade heute gibt es mit den Sozialen Medien und unserer ausdifferenzierten Gesellschaft immer mehr sogenannte “Bubbles”, Filterblasen, wo wir in Gruppen unterwegs sind, die vor allem unsere eigenen Meinungen widerspiegeln. Das ist aber nur eine neue Episode eines alten Phänomens. Solche Gruppenphänomene haben positive Effekte: Es stärkt das Wir-Gefühl und lässt die Zusammenarbeit leichter fallen. Es gibt eine große Nähe und gute Gemeinschaft.

“Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, die das Böse will.” (BasisBibel)

In diesen Mengen kann es aber auch dazu kommen, dass sich Meinungen zu Urteilen verhärten, was als böse angesehen wird. Das Erlebnis, dass alle scheinbar dieselbe Meinung haben, senkt dabei die eigene kritische Urteilskraft und Empathie für Menschen außerhalb der Bubble. Deswegen ist es nötig, einen bewussten Umgang mit “der Menge” zu finden. Es ist heilsam mit Menschen und Meinungen außerhalb der eigenen ‘Bubble’ ins Gespräch zu kommen und anhand ihrer Perspektiven neu ‘das Böse’ erkennen zu lernen. Manche ‘Bubbles’ sind auch zutiefst unbewusst. Als weißer Mann muss ich z.B. Frauen und People of Colour zuhören, um einen Einblick in ihre Lebenswelt zu kriegen. Diese Perspektive bleibt mir sonst verborgen. Gerade der Kontakt mit Menschen, mit denen wir sonst keine Gemeinschaft pflegen, gerade das aktive und reflektierte Zuhören, gibt uns das Handwerkszeug nicht nur der Menge, sondern wirklich dem Guten zu folgen.

“Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.” (Luther 2017)

Wenn ich in einer Menge stehen bleibe, werde ich mitgerissen. Ich falle zurück in alte Routinen und Denkmuster. Das Fremde bleibt mir fremd. Es erfordert Kraft, Mut, Geduld und Zeit sich aktiv auf andere Menschen und ihre Perspektiven einzulassen und daraus zu lernen. Wenn wir uns passiv verhalten und keine Stellung für das Gute beziehen, dann besteht die Gefahr einfach der Menge zu folgen.

“Steh nicht hinter der Menge, die auf Böses aus ist.”

Ex 23,2 kann uns dazu aufrufen: Verstecke dich nicht hinter der Menge und Mehrheitsmeinung. Laufe nicht einfach mit, lass den Dingen nicht einfach ihren Lauf, sondern gestalte aktiv mit: Setze dich ein für die marginalisierten Gruppen der Gesellschaft, die in der Mehrheitsperspektive nicht vorkommen. Beziehe aktiv Position für das Gute, auch gegen den Strom.

 

Carl Heng Thay Buschmann

(Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Rektoratsassistent an der Theologischen Hochschule Elstal)

 

Impuls Mai

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.

Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. (1. Korinther 6,12)

 

„Alles ist mir erlaubt!“ Das wäre doch schon ein guter Monatsspruch gewesen, oder? Die christliche Freiheit auf den Punkt gebracht. Zur Unterstützung könnte man weitere Sätze dazustellen, die Paulus geschrieben hat. Der Gemeinde in Galatien ruft er zu: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1).

Freiheit ist ein hoher christlicher Wert. Dass wir an einen Gott glauben, der in die Freiheit führt, zeigt sich schon im Alten Testament: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ So stellt sich Gott in 2. Mose 20,2 vor. Aus der Knechtschaft in die Freiheit führt er, in ein gutes Land hinein – das hat Israel erlebt, so haben sie Gott kennen gelernt.

Diese Freiheit sehe ich bei Christen nicht immer. Allzu häufig verheddern wir uns in Regeln oder lassen uns von Ängsten bestimmen. Für mich war es ein wichtiger Prozess, die Freiheit Gottes zu entdecken. Sie war nicht einfach „da“. Aber immer wieder habe ich erlebt, dass Gott mir Freiheit und Raum zur Entfaltung zuspricht. Mich herausführt aus mancher Enge in seinen weiten Raum.

Die doppelte Aussage „Alles ist mir erlaubt“ ist also nicht nur der Auftakt für das „Aber“, das folgt. Auch wenn Paulus hier vielleicht einen Satz zitiert, den die Korinther gerne vor sich hertrugen, lehnt er ihn nicht einfach ab. Er stellt nur etwas daneben.

Wie übrigens auch Gott in 2. Mose 20: Auf die Erinnerung an die Befreiung folgen die zehn Gebote. Es sind Leitlinien für einen klugen Gebrauch der Freiheit. So ähnlich macht das Paulus hier. Nur zitiert er nicht göttliche Gebote, sondern wendet sich an die Vernunft. Es sind zwei einfache Faustregeln, mit denen er die Grenzen der eigenen Freiheit ausmisst: Nicht alles dient zum Guten – nichts soll Macht haben über mich.

Der erste Satz klingt im Griechischen weniger moralisch als in der Lutherübersetzung: Nicht alles ist hilfreich, zuträglich, sagt Paulus schlicht. Und der zweite Aspekt weist auf die Gefahr, wie leicht absolute Freiheit in neue Abhängigkeit führt. Wer keinerlei Einschränkungen bei der Handynutzung kennt, kann bald nicht mehr ohne den Kick der kleinen Ablenkungen. Alkohol und gutes Essen können fröhliche Genussmittel sein, mich aber auch in Abhängigkeit und Unglück stürzen. Paulus bezieht seine Faustregeln im Folgenden auf den Gang zu Prostituierten, der in der Hafenstadt Korinth weit verbreitet war. Denkt darüber nach, was ihr da tut, sagt Paulus. Sex ist mehr als Triebbefriedigung, da entsteht eine tiefere Verbindung. Seid ihr euch bewusst, was eure Taten für Folgen haben?

Ich finde diese schlichten Faustregeln immer noch hilfreich. Sie nehmen mich als handelnde Person ernst, sie weisen darauf, dass mein Tun Gewicht hat. Es ist nicht „eh egal“, was ich mache. Ich will mich nicht in Abhängigkeiten ergeben, oder das heute Übliche einfach mitmachen. Ich will ernstnehmen, was ich tue. Will ich das wirklich? Ist es meinem Leben zuträglich? Natürlich kann man auch auf der anderen Seite herunterfallen – Selbstkontrolle kann eine Sucht sein, Selbstdisziplin zur Selbstverknechtung werden. Wie also bewahre ich die Freiheit, zu der mich Christus befreit hat? Wo brauche ich Hilfe beim Freiwerden, weil ich mich zu tief in Abhängigkeiten verstrickt habe?

Hier spricht Paulus nur von den Folgen für das eigene Leben, den eigenen Körper. Später führt er die „Alles ist mir erlaubt“-Reihe weiter und weist auch auf die Folgen für andere. In 1. Korinther 10,23f. schreibt er: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist zuträglich. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Niemand suche das Seine, sondern jeder das des anderen!“

Das „Aber“ ist kein Rückfall in Enge und Ängstlichkeit. Im Gegenteil: Wer frei ist, mündig, dem wird auch die Verantwortung zugetraut, klug mit dieser Freiheit umzugehen. Die Folgen für sich und andere im Blick zu haben. So kommen wir immer mehr in die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ (Römer 8,21) hinein.

 

Prof. Dr. Deborah Storek

(Theologische Hochschule Elstal)

 

Impuls April

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“.

Petrus 3, 15

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Von der Übersetzung her klingt das für mich sehr juristisch. Mit meinen Worten möchte ich formulieren:

Seid bereit, dem zu antworten, der euch fragt nach der Hoffnung, die in euch lebt.

Zu Beginn des Petrus-Briefes lobt der Schreiber Gott für Seine Barmherzigkeit.

In der Person Jesu Christi hat Gott, der Ewige, die Schuld der Menschen, das Leiden und den Tod in sich aufgenommen und durchschritten zum Leben hin. Durch Seinen Tod und Seine Auferstehung nimmt Er uns Menschen mit hinein in dieses Leben. Er macht sich mit uns eins und  i s t  die Versöhnung. So wird er unsere Mitte. Und Er ist gegenwärtig in allem. Er, als das Leben, hat das letzte Wort. Und nicht der Tod, die Sinnlosigkeit, Resignation, Schuld oder eine Ideologie. Aber auch nicht der  Erfolg, Lob oder Kritik.

Wir sollen leben und dieses Leben ist mit Seiner Gegenwart jetzt schon da. Ja, Jesus, den Versöhner, will ich in allen Dingen glauben (z. B. in der Geschichte, Wissenschaft etc.) und mit Ihm, durch alles hindurch, das Leben entdecken.

Gottes Geist schenkt eine Faszination für Jesus, die ich Euch wünsche. Sie macht froh und voller Hoffnung, und es ist allein Sein Werk, wenn der Mensch sich vom Bösen (Zerstörerischen) abwendet zum Guten (Gott) hin.

Jesus ist die Mitte ( biblisch: Herz) allen Lebens. Wenn Er in unserem Herzen Raum nimmt, dann erfüllt sich folgende Redewendung:

„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“.

 

Es grüßt Euch

Evelyn H.

 

Impuls März

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier! (Markus 16, Vers 6)

Wie viele Male habe ich schon von diesem wahren Geschehen gehört? Mit Sicherheit mehr als mein Lebensalter ausmacht. Aber ich kenne die Fortsetzung! Was ist die Faszination dieses einen Satzes? Wohin nimmt dieser mich mit?  Auch die Frauen, zu denen dieses: entsetzt euch nicht… gesagt ist, haben wohl gehört, dass Jesus selber gesagt hat (Markus 8,31 – 10,34) dass ER nicht tot bliebe, sondern auferstehen würde. Was das bedeutet, war bar jeglicher Erfahrung. Das Entsetzen über die Heiligkeit dieses Augenblickes macht sie handlungsunfähig. Ein Jüngling sitzt da im leeren Grab und dieser spricht sie an. Seltsam genug. Aber der, den sie salben wollen, der fehlt. Weshalb möchte der Auftraggeber des Satzes (Gott in Christus Jesus – selber) nicht, dass die drei Frauen sich erschüttert zeigen? Bei anderen Übersetzern steht: fürchtet euch nicht.  Nun, Gott ist und bleibt der Gott der Hoffnung und der Wahrheit. Was ER beschlossen hat, wird sein. Und davon ist für die, denen das Wort gesagt ist, nichts zum Fürchten. Nein, es ist die Hoffnung schlechthin.

Aber ihnen fehlt doch die Erkenntnis!

Und dann noch dieser Auftrag, das, was erlebt ist, weiterzusagen. Als wahr zu bezeugen. Und das besonders dem Petrus mitzuteilen. Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es gesagt hat.

Der Aufruf, ohne Entsetzen zu bleiben, verfliegt. Das Entsetzen hat begonnen. Und sie verschweigen das Erlebte. Unmöglich, den Auferstandenen zu glauben, unmöglich, das auch noch zu bezeugen bevor   sie IHN selber erlebt, gesehen haben. Aber es muss bekannt werden. Denn ohne diese ohnmächtig machende Wahrheit gibt es kein ewiges Sein/Leben.

Bis in unsere Tage werden wir Erkenntnis als Geschenk annehmen müssen: ja ER lebt! In Ewigkeit.

Das macht angstfrei. Bestürzung weicht.

„Blackbird singing in the dead of night“  ist ein Mutmach-Song von Paul McCartney.  Mitten in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den USA 1968. Es ist Frühjahr. Er lehnt sich da in der Komposition an Johann Sebastian Bach‘s Suite an. Aber der Text lädt die Amsel ein, mitten im Unfertigen zu singen. Hört euch dies Lied einfach mal an. Es berührt.

In unseren Tagen, wo zu viel an Unruhe Stiftendem gesagt wird, da verlasse ich mich auf Jesu Worte!! Entsetzt euch nicht! …. IHR werdet  IHN sehen!!!

Zu glauben, dass etwas wahr ist, wovon mir der allein wahre Gott Kunde gegeben hat, ist Gnade! Und es ist Vorrecht, die Fortsetzung des Erzählten zu kennen. Ja, wahrhaftig! In Dir und mir lebt – unsichtbar? – Jesus! ER macht sich selber sichtbar – aus Dir heraus – wenn Du ihn angenommen hast.

Zeit der Freude wünsche ich uns in der Passionszeit

Wir leben die Hoffnung!!

Regina W.

Älteste

 

Impuls Februar

Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in Gerechtigkeit 2. Tim. 3,16

Der Timotheus wird von Paulus unterrichtet und in den Briefen 1 und 2 weist Paulus darauf hin,  w a s  der Wahrheit Gottes entgegensteht. Wie die Welt sein wird, in die hinein Gott sein Wort gibt. Und der folgende Satz erklärt, was Paulus damit meint: Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit: damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.

Die Bedingung, treu in Gottes Geist zu leben, ist, bedingungslos Gott zu vertrauen.  IHN  zu hören und der guten Erkenntnis Folge zu leisten. Bloß, wie kann das gehen? Wann hören wir Gottes Geist? Wann sind wir soweit, daraus unser Lebensprinzip zu gestalten?

Heute kommen wir von einer Predigt, die Melanie Scheede hielt. Jesus beauftragt die Gläubigen und die Zweifler gleichermaßen: Was begeisterte, war dieses Weitergeben der Wahrheit: Gott allein hat Recht und ist recht! Wenn ER spricht, geschieht alles. Jesus sagt in der Abschlussrede: mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Alle!! Matth. 28, letzte Verse. Im Verlauf erfahren wir, welch Auftrag uns gegeben bleibt!

Ohne IHN, Gott in Jesus, gibt es kein gerechtes Handeln.

Jesus hat seine Nachfolger und auch die Zweifler gut vorbereitet für die Aufgabe, in die ER sie stellt.

Gehet hin…und machet zu Jüngern…   taufet sie… und lehret sie halten, alles was ich euch geboten habe. Jesus sagt damit: werdet tätig. Gott selber ist dabei, redet, plant, weist Wege….   Also sagt auch der Paulus: mach dich auf, lerne aus der Heiligen Schrift Gottes. In Gottes Schrift steht alles, was nützlich ist, weiter zu kommen, zu lernen, aber auch korrigiert zu sein, man darf sich bessern und: zur Gerechtigkeit wird man erzogen… indem man Gottes Gerechtigkeit im Christus Jesus erkennt.

Das ist, was jedem Einzelnen gilt: mit und im Geist Gottes darfst Du mehr erfahren,  wer  der Christus ist.  Aber, der Geist nutzt auch andere Gedanken… die von Menschen… hin zu Besserem.

Etwas Mühe macht es mir, meinem Mit-Schwieger Mahmoud zu bezeugen,  wer  der Christus für mich ist. Mahmoud ist Moslem und wir antworten auf Fragen. Ich hatte ein Buch gelesen: Christen unterm Halbmond… und konnte einiges an Koran-Wahrheit nennen. Steht doch da in Sure 2,256: Es gibt keinen Zwang in der Religion. Insofern sie nun den Glauben wahren und das Gute tun, werden auch sie ihren Lohn bei Gott erhalten: „Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die Juden sind und die Christen und die Säbier, all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, erhalten ihren Lohn bei ihrem HERRN, sie haben nichts zu befürchten, und sie werden nicht traurig sein (2,62; vergl. 5,69). Der Koran macht einen Unterschied zwischen ihnen und den Ungläubigen (vgl. 22,17). Die islamische Gemeinschaft soll der Nähe der Christen zu den Muslimen gedenken: “Und du wirst sicher finden, dass unter ihnen diejenigen, die den Gläubigen in LIEBE  am nächsten stehen, die sind, welche sagen: “Wir sind Christen“. Dies deshalb, weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt und weil sie nicht hochmütig sind“ (5,82)…. Soweit der Auszug aus Adel Th. Khoury`s Buch: Christen unterm Halbmond. Mahmoud besuchte Gottesdienste für Araber, die arabische Christen in Stuttgart veranstalteten. Die ziemlich letzten Worte, die wir mit ihm daraufhin wechselten waren die ,,eines großen Fragens.“ Wenn das alles stimmt…. Ich werde noch verrückt…“  Ob Mahmoud noch die Wahrheit des Christus Jesus angenommen hat, wissen wir nicht. Bald darauf verstarb er.

Ein befreundeter Bekannter sagte mir dazu: Du bist vorbereitet. Um im Gespräch zu bleiben, musste ich eine Ahnung davon haben, was ein Moslem gelernt hat.

Weiß ich viel über die Wahrheit Gottes? Damit ich meinen Beitrag zu gegebener Zeit durch den Geist Gottes leisten kann? Offen für die Stimme Gottes zu sein lehrt uns, das Banalste der Zeit IHM  vorzulegen. Alles. Und das in Liebe. Damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.

Einen Monat voller neuem Lernen über Gottes Güte und Barmherzigkeit wünscht

Eure

R. Wardin

 

Impuls Dezember

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast  v o r  a l l e n  Völkern.

Oft und oft singe ich: Herr, nun lässt  Du in Frieden mich gehen, denn meine Augen haben gesehen, Dein helles Licht in den Dunkelheiten, vor aller Welt, Dein Heil zu bereiten…..

Nirgendwo konnte ich den Chorsatz oder das Lied finden. Dennoch singt es in mir.

Welch eine Freude und Dankbarkeit zu Gott, nun ist ER da, der vor Zeiten verheißen ist.

Simeon hatte diese Verheißung von Gott, durch den Heiligen Geist, nicht zu sterben, bevor er den Gesalbten Gottes gesehen hätte. Jesaja 40, 1 erzählt, dass Gott, der Gott Israels, davon spricht: tröstet, tröstet mein Volk! Redet herzlich mit Jerusalem, sagt über der Stadt: Ihre Leidenszeit ist zu Ende, ihre Schuld ist restlos abgezahlt. Denn für all ihre Vergehen wurde sie vom Herrn doppelt bestraft. Dann kommt dieses oft vertonte: bahnt unserm Herrn einen Weg… und warum, wird erklärt: Der Herr wird in seiner Herrlichkeit erscheinen,  alle Menschen miteinander werden es sehen. Denn der HERR hat es gesagt. Und dieser Tage?????? Da ist die, uns in Entsetzen gebrachte, Kriegssituation in dem Land, das Palästina genannt wird. Auch all diesen Völkern gilt doch das Heil!!! Und Israel? Der 1948 situierte Staat leidet – kämpft – schreit nach Gerechtigkeit…… Erkennt man Gott als König und Herrn dieses Volkes?

Simeon sagt doch: Das Heil, das   DU bereitet hast vor allen Völkern!!!!  Es ist also bereits da, in diesem Jesus Baby, das der Christus Gottes ist. Und Gott hält, was er verspricht!!!! Vom Geist Gottes getrieben, geht – ich denke eilt –  Simeon los, hinauf in den Tempel. Er erkennt in dem Kind, das Jesu Eltern Gott vorstellten und in den Bund eingliedern ließen (beschneiden): das Heil der Welt.

Wie berührt, wie beglückt muss Simeon sein: Ja, Gott hält Wort!! Ich   darf das Heil im Kinde schauen. – Wie liebevoll zärtlich, fast in Gebetshaltung nimmt Simeon das Jesulein auf den Arm. ER erkennt das Heil Gottes! Und beginnt das, was wir oft vernachlässigen: er lobt, preist Gott, betet an und seine Freude geht in und durch die Welt!! Jesus ist geboren!!! Seither singen und jubeln wir in der Weihnachtszeit – die man als den Zeitraum der Geburt Jesu festlegte (so um 300 nach Christus)… und hätten es doch nötig Tag um Tag und Stunde um Stunde jubelnd, dankbar zu bezeugen: das Heil ist Christus Jesus!!!

Einerseits könnte man aus dieser Übersetzung lesen: bevor es alle Völker gab, hat Gott das Heil für diese beschlossen. Andererseits kann man lesen: das Heil  Gottes liegt den Völkern vor!!!! Es ist erreichbar. Für mich steht felsenfest: Gott  wollte zu aller Zeit Heil und Heilung für alle Menschen. Zuerst für Israel, seinen „Augapfel“ und, zu Gottes gegebener Zeit, für die Nationen.

In einer Predigt, während der Synode der Ev. Kirchen des Landes Baden-Württemberg in Ulm am Sonntag,  12. Nov. 2023 sagte der Pfarrer: wir haben die beste Botschaft, das wahrste Wissen, den Grund   hinaus zu gehen, zu rufen: Jesus ist Herr.

Wir dürfen nicht schweigen. Alle, alle Völker sollen es sehen, da es Gott unser Herr verheißen hat. Und so geht der Jubel bei denen, die Erkenntnis Gottes in Christus Jesus geschenkt bekommen haben, weiter!!! Ja, dennoch: Wenn alles zerbricht… bleibt: Gott ist in Jesus da!! Und bleibt. Wir werden ihn wiedersehen – in aller Pracht und Herrlichkeit! Das feiert!!! Grüße zur geweihten Nacht!

Eure Regina W.

Impuls November

Gedanken zur Monatslosung November 2023: Hiob 9, 8 – 9

ER allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. ER macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

Welch frohmachender Gedanke: Gott allein regiert, schafft Neues, ist kreativ. Freude überkommt den Menschen, der das als  die  Aussage  des im Buch Hiob festgehaltenen Textes liest. Ja, sagt er, Gott gehört alles, Gott verfährt mit Geschaffenem, wie es seiner Idee entspricht.

Zu Beginn der Betrachtung dieser Verse sollte klar sein: hier spricht jemand mit Gott, über Gott, zu seinen „Beratern“. Die Person Hiob steht exemplarisch für Schicksale, Leiden und Unwegbarkeiten

eines Lebens, das unter Gottes Regie geführt ist. Im Grunde ist es eine Beweislagen – Aufzählung, die die Absicht trägt, die menschliche (Hiobs) Unschuld an den Mühen des Seins zu belegen. Hiob erklärt Gott und seinen Besuchern, was er nicht alles getan, verfolgt und ausgesprochen hat, um Gott die Ehre zu geben.

Und kommt schließlich dahin, dass  nur  Gott  Recht hat, richtig ist und Wahrheit bei IHM anders gelesen ist, als bei Menschen. Um diese außerordentliche Zuständigkeit Gottes deutlich zu machen wählt Hiob eine sehr prosaische = erzählende, nüchterne, ungeschmückte Sprache. Dass man Gott ausgeliefert bleibt? Dass es keinen zur Erde gehörenden Klugen, Mächtigen, ja zum Richten Berechtigten gibt? Dass jedes Wesen, alles Geschaffene, ohnmächtig Gottes Walten zu ertragen hat? Da liegt ein Fatalismus zugrunde, der um und um belegt werden will.

Eben ist Israel in dieser katastrophalen Phase der Verachtung seiner Existenz-  und Land – Neider, die sich, in Vernichtung alles Lebens, Raum schaffen wollen. Da kommen diese ausweglos scheinenden Gedanken eines Hiob ins Gespräch. Fatal ist alles, das  ohne Gott  einzubeziehen erlebt wird. Auch Gutes. Denn es bringt uns nicht das Heil!!! Und doch hat das Wort der Monatslosung etwas Feines, tiefer Gehendes, fast Malerisches im Erzählstil. Was will Hiob mitteilen? Wem will er  an  seinen Weisheiten, an dem, was er für sich als Wahrheit sieht Anteil geben? Hiob sagt, dass Gott den Himmel ausbreitet, auf den Meereswogen (Wellen) geht. Dass Gott die „Malerei“ des Himmels bewerkstelligt hat (Großen Wagen, Orion, Siebengestirn, Sterne des Südens) gemacht hat.

Wir können diesen Text ganz anders, frohmachend, befreiend lesen!!!! Ja, alles stimmt!! Gott lässt sich weder Grund, Plan, Sinn noch das Worauf zu aus der Hand nehmen. ER   hat festgelegt was ist, war und sein wird. IHM gebührt Dank, Anbetung und IHM allein Ehre!!!. Weil ER HERR bleibt über Allem und über Alles. Was soll Hiob passieren? Er ist und bleibt in Gottes Hand. Und Gott kümmert sich in und mittels des Geschaffenen und darüber hinaus mittels Erkenntnissen, die  nur  aus IHM, Gott kommen und die ER, Gott mittels Geist uns mitteilt.

Hiob kommt bei all seinem Klagen, Fragen, Umdenken letztlich zu dem Schluss: Ich war´s ja, der ohne Einsicht geredet hat. Ich sprach von Dingen, die ich nicht verstand. Erst wenn Hiob  hört, wenn Gott redet, wenn Hiob sich von Gott fragen   lässt, und nicht Gott belehren will, kommt Erkenntnis und Einsicht. Hiob kann nur in der Gemeinschaft mit diesem Schöpfer-Gott richtig sein. Hiob sagt: Ja, bis dahin kannte ich dich nur vom Hörensagen. Doch jetzt hat mein Auge dich wirklich gesehen. Darum bereue ich meine Worte und finde Trost,  

obwohl“  ich hier in Staub und Asche (völlig vernichtet und mittellos ) sitze. Die Freunde, die so fehl beraten hatten, bringt Gott zur Buße. Hiob soll für sie beten. Und der Herr hörte auf Hiob´ s Fürbitte.

 

Regina W.